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Tipps für Erwachsene
mit Legasthenie

Manchmal ist es schwer, sich aufzuraffen, weil man sich in seiner Situation wie gelähmt fühlt. Aber bedenken Sie: Sie sind mit Ihrer Situation nicht allein. Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer und finden Sie Ihren Weg.

Die Niederlagen, die man schon seit seiner Schulzeit hinnehmen musste, steckt man auch im Erwachsenenalter nicht so leicht weg. Immer wieder kämpft man von Neuem und hat den Eindruck, dass, so eine Hürde genommen ist, sich bereits das nächste Hindernis am Horizont abzeichnet.

Wir wollen Sie ermutigen, bewusst auch Ihre Stärken in den Blick zu nehmen und sich darauf zu konzentrieren. Die Schwächen im Lesen und/oder Rechtschreiben sind dagegen nur ein kleiner Aspekt Ihrer Persönlichkeit.

Informieren Sie sich zum Thema Legasthenie

Ihre Beeinträchtigung beim Lesen und Schreiben hat nichts mit Ihrer Intelligenz zu tun.

Die fachlichen Kompetenzen sind bei Menschen mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie nicht eingeschränkt und mit den richtigen Hilfsmitteln kann es gelingen, Beeinträchtigungen zu kompensieren.

Nehmen Sie Ihre Stärken in den Blick, wählen Sie eine berufliche Tätigkeit, in der Sie Ihr Potenzial aktiv nutzen können und gehen Sie Ihren Weg. Denken Sie daran: Misserfolge gehören zum Leben dazu, aber am Ende zählen die Erfolge. Stärken Sie daher Ihre Stärken.

ReadSpeaker Ratgeber 1 "Legasthenie erkennen und verstehen" vorlesen

ReadSpeaker Ratgeber 7 "Legasthenie und Dyskalkulie im Erwachsenenalter" vorlesen

Diagnostik bei Erwachsenen

Mit dem 18. Lebensjahr und der Volljährigkeit sind für eine Diagnose nach ICD-10 Ärzte für Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie oder approbierte Psychotherapeuten zuständig. Oft ist es jedoch schwierig, einen Arzt zu finden, der die Diagnostik bei Erwachsenen durchführt. Die Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen.

Unser Tipp:

  • Klären Sie zunächst, ob eine medizinische Diagnostik unbedingt erforderlich ist oder ob z. B. auch eine Testung durch einen Legasthenie-Therapeuten ausreichend ist.
  • Wir empfehlen, dass Sie den Diagnostiker bitten zu attestieren, welche Unterstützungsmaßnahmen als Nachteilsausgleich für Sie sinnvoll sind. Sprechen Sie mit diesem offen über die bestehenden Probleme beim Lesen und Schreiben
  • Wenden Sie sich bei Fragen zur Diagnostik und zum Nachteilsausgleich an unsere Beratung
    ().
Förderung im Erwachsenenalter – macht das noch Sinn?

Eine Therapie, die durch einen gut qualifizieren Therapeuten durchgeführt wird, kann durchaus einen positiven Effekt auf die Lese- bzw. Rechtschreibfähigkeit haben. Für eine Legasthenie-Therapie ist man nicht zu alt.

Unser Tipp:

Achten Sie auf die Qualifizierung des Therapeuten. Eine Auflistung von Therapeuten mit einer Weiterbildung nach dem BVL-Standard finden Sie in unserer Therapeutensuche.

Es ist wichtig, dass eine Förderung nach den Vorgaben der medizinischen Leitlinie erfolgt. Aber nicht nur das verwendete Material ist entscheidend, sondern – gerade auch bei einer Förderung im Erwachsenenalter – eine gute Beziehung zum Therapeuten.

Eine individuelle Therapie kostet Geld und bedauerlicherweise ist im Erwachsenenalter eine Kostenübernahme durch Krankenkassen nicht möglich.

Psychische Belastung

Auch Menschen, die mit Legasthenie beruflich erfolgreich sind, erleben Phasen mit psychischen Problemen wie Depressionen, Panikattacken oder Ängsten. Liegt aufgrund der Lese- /Rechtschreibstörung und damit verbunden eine psychische Erkrankung vor, ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Informationen zum Thema „Hilfe durch Psychotherapie – wann und wie“ können Sie dem Beitrag aus unserer Mitgliederzeitschrift LEDY (02.2022) entnehmen.

Die Behandlungskosten für eine psychotherapeutische Behandlung werden von den gesetzlichen bzw. privaten Krankenkassen gemäß dem individuellen Vertrag erstattet.

Umgang mit Legasthenie im beruflichen Umfeld

Letztlich muss jeder seinen Weg finden, wie er mit dem Thema umgeht.

Viele berichten, dass es hilfreich ist, über seine Probleme offen zu sprechen, da es dann auch leichter fällt, andere um Unterstützung zu bitten. Stellen Sie bei Gruppenarbeiten Ihre Stärken in den Vordergrund, denn nur so eröffnen Sie die Möglichkeit, dass diese auch bestmöglich genutzt werden können.

Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber offen darüber, dass Sie von technischen Hilfsmitteln profitieren und bitten Sie diesen um Zustimmung zur Installation eines Programms zur Unterstützung beim Vorlesen bzw. im Bereich der Rechtschreibung. Gerne beraten wir Sie auch bei Fragen zu technischen Hilfsmitteln ().

Es ist nicht leicht, den ersten Schritt zu gehen. Mit Ihrer Offenheit aber können Sie sich dazu beitragen, dass künftige Barrieren rechtzeitig ausgeräumt und damit verbundene (psychische) Belastungen vermieden werden.

Bauen Sie sich gezielt soziale Netzwerke am Arbeitsplatz auf. Gehen Sie proaktiv mit Ihrer Legasthenie um. Passives Verhalten, zum Beispiel dadurch, dass Sie Entscheidungen aus dem Weg gehen, wird langfristig eher nicht zum Erfolg führen.

Der BVL ein Bewerbungsbeiblatt erstellt, das Sie im Mitgliederbereich auf unserer Webseite finden. Dieses soll Ihnen helfen, Ihrem Arbeitgeber aufzuzeigen, dass eine Legasthenie oder Dyskalkulie keine Einschränkung in der fachlichen Kompetenz darstellt.

Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken
  • Schreiben Sie Ihre Stärken auf und ergänzen Sie diese Liste regelmäßig.
  • Suchen Sie bewusst auch Hobbies, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Stärken unter Beweis zu stellen.
  • Suchen Sie sich Ziele, für die es sich lohnt sich einzusetzen, und versuchen Sie, diese Ziele beharrlich zu verfolgen. Ohne ein Ziel vor Augen ist es sehr schwer, sich selbst zu motivieren. Bisweilen sind auch Träume wichtig, um der Kreativität freien Lauf zu lassen, sich neu auszurichten, Ideen zu haben, in welcher Richtung es weitergeht.
  • Suchen Sie gezielt positive Erlebnisse und schöpfen Sie daraus Kraft.
  • Führen Sie sich vor Augen, was Sie schon alles geschafft haben und seien Sie stolz darauf.
  • Entwickeln Sie Strategien zur Stressreduktion am Arbeitsplatz (z. B. anstrengende und weniger anstrengende Arbeiten abwechselnd bearbeiten, Zeitmanagement, Unterstützung und Aufmunterung von Kollegen wahrnehmen und positiv bewerten, sich (emotionale) Unterstützung von Familienmitgliedern holen, ...).
  • Suchen Sie den Austausch mit Gleichgesinnten: Innerhalb des BVL gibt es eine Gruppe der  „Ü35“ mit Legasthenie.  Die Online-Treffen, ein Angebot für BVL-Mitglieder mit Legasthenie, werden über das Tool BigBlue-Button veranstaltet. Interessiert? - Schreiben Sie eine kurze Nachricht an

Gerne beraten wir Sie ().

Tipps für das Lesen

  • Versuchen Sie regelmäßig zu lesen.
  • Beginnen Sie mit dünnen Büchern oder mit Büchern im Großdruck. So hat man schneller den Erfolg, ein Buch gelesen zu bekommen, und ein Erfolg spornt zu weiteren Erfolgen an.
  • Nutzen Sie Hörbücher.
  • Nutzen Sie die Angebote des dzb lesen, die auch Menschen mit Leseschwierigkeiten offen stehen. Das dzb lesen (www.dzblesen.de) bietet nicht nur Hörbücher, sondern auch die
    Möglichkeit der Ausleihe von Großdruckbüchern.
  • Lesen Sie regelmäßig Texte laut. So Sie kleinere Kinder haben, kann es eine gute Übungsmöglichkeit sein, diesen täglich eine kurze Geschichte vorzulesen.
  • Oft ist es auch hilfreich einen Text/ein Buch, der in Printform/E-Book sowie als Audiodatei
    vorliegt, beim Hören (halb)laut mitzulesen. Zum Anhören der Audiodatei ist es dabei sinnvoll, einen Audioreditor/-rekorder zu verwenden, der es ermöglicht, die Vorlese-Geschwindigkeit des Textes individuell einzustellen. Gerne beraten wir Sie dazu.
  • Ein E-Book-Reader bietet die Möglichkeit, Schriftgröße und Schriftart individuell einzustellen. Häufig bieten diese auch die Möglichkeit, sich den Text vorlesen zu lassen und gleichzeitig selbst mitzulesen.
  • Probieren Sie es selbst aus, welcher Weg der für Sie passende ist.
Lesetipps:
Fiona Coors: Darf ich vorstellen: Legasthenie - Die Rolle meines Lebens
Maik Kantorek: Kein Anfang ohne Ende - Wie Veränderung gelingt

 

Tipps für das Schreiben

  • Nutzen Sie technische Hilfsmittel, wie z. B. Rechtschreibprogramme. Im Forum unseres Mitgliederbereichs lesen Sie hilfreiche Tipps für die Anwendung.
  • Lassen Sie sich den geschriebenen Text von einem Vorleseprogramm vorlesen. Oft ist es einfacher, Fehler im Text zu hören als durch eigenes Lesen auf Fehler im Text aufmerksam zu werden.
  • Bitten Sie Familienangehörige oder gute Freunde, bei wichtigen Texten bei der Korrekturlese zu unterstützen.

Viele Dinge erscheinen anfangs schwer und unüberwindbar. Die Erfahrungen aus unserer Beratungstätigkeit mit Jugendlichen, Erwachsenen, Arbeitsagenturen, Arbeitgebern, Beratungsstellen und Angehörigen zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Hürden zu überwinden und ans Ziel zu kommen. Wichtig dafür ist, dass man über die Probleme offen spricht. Gemeinsam kann man Wege finden, wie man erfolgreich ans Ziel kommt.

Wir haben für Sie ein offenes Ohr. Unser Beratungstelefon erreichen Sie unter 0228 / 38 75 50 54.