Die Faktoren
Genetik
Hat ein Elternteil Legasthenie, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind selbst eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung entwickelt, erhöht. Dieser Faktor allein verursacht jedoch nicht zwangsläufig eine Legasthenie beim Kind.
Neurobiologie
Forschungsergebnisse unterstützen die Annahme, dass bestimmte Prozesse im Gehirn bei Menschen mit Legasthenie anders ablaufen, als bei Menschen ohne Legasthenie. So zeigen sich beispielsweise bei Kindern, die später eine LRS entwickeln, oft schon früh Unterschiede bei der Verarbeitung von Sprache. Reize, die schnell aufeinander folgen, werden von Menschen mit LRS anders verarbeitet. Und auch beim Lesen und Schreiben selbst können mit Hilfe von bildgebenden Verfahren Abweichungen der Aktivitätsmuster beobachtet werden.
Kognition (Denk- und Wahrnehmungsprozesse)
Die veränderten neurobiologischen Prozesse von Menschen mit Legasthenie beeinflussen zudem einige kognitive Bereiche, die zwar keine direkte Grundlage für Lesen und Schreiben darstellen, jedoch trotzdem dafür relevant sind, wie zum Beispiel:
- Arbeitsgedächtnis
- Wahrnehmung und Verarbeitung von visuellen und auditiven Reizen und Informationen
- Aufmerksamkeit
Außerdem wirken sie sich direkt auch auf Bereiche aus, die für den Erwerb von Schriftsprache erforderlich sind, sog. Vorläuferfertigkeiten. Diese sind unter anderem:
- phonologische Bewusstheit (Bewusstheit über die lautliche Struktur der Sprache)
- morphologische Bewusstheit (Bewusstheit über die Struktur von Wörtern und die Wortbildung)
- Rapid Naming (Benennungsgeschwindigkeit als Maß dafür, wie schnell visuelle Symbole verbal benannt werden können)
- Buchstabenkenntnis
- Wortschatz